Ach, was waren das Zeiten, da war das Nauwieser Viertel noch nicht aufgeräumt und saniert,
sondern eben gewachsen. Zunächst bebaut, um nahe am Rathaus zu sein (Telefon war noch nicht in Mode),
reihten sich die Bonzen der Zeit hier ihre Stadthäuser auf.
Die Zeiten ändern sich bekanntlich und so auch das Viertel. So entstand dann eine Mischung aus ganz
unterschiedlichen Angeboten. Kleine Clubs, alternative Kneipen und ein Nachtlokal waren da,
sowie auch ein größeres Tanzlokal. Die Gassen waren eher spärlich beleuchtet.
Und mittendrin saß ein eher kleiner, unscheinbarer Mann am Piano und spielte die Barmusik der vorherigen Zeit.
Rot war das Licht, schummrig standen Tische und Séparées verkündeten von großen Erfüllungen. An der Bar thronte die Chefin und das leicht Bekleidete Junggemüse aalte sich auf den Hockern. Alles gemäß der Sittenregeln der Zeit und unter den strengen Blicken von der Chefin. Das Pianospiel vermochte etwas Spannung zu erzeugen und die Stimmung in der FEMINA BAR war gerade so gut, dass sie mit den Besuchern gut über die Runden kamen. Still, fast andächtig wurde das Lokal betreten und schon war man in einer anderen Welt, konnte genießen (trotz des vielen Rauches der Zigaretten).
Dann kamen wieder andere Zeiten und die klassische Bar fand keine Gäste mehr, denn sie war nicht gewappnet
gegen die plakative Darstellung der Lust. Der Pianospieler gab auf, wohl auch,
weil sein Alter ihn dazu zwang. Das Viertel wurde wieder Chinesenviertel genannt.
Wohl weniger, weil man sich erinnern wollte, sondern weil es einfach cool war.
Es war und ist heute noch das Weggeh-Viertel in Saarbrücken.
Die alternativen Studenten, die in Jeans und verwaschenem Parka noch die deutliche Mehrheit bildeten,
suchten Treffpunkte, und auch die ehrwürdige FEMINA BAR in der Blumenstraße
fand eine neue Bestimmung. Dr. h.c. (ein 'honoris causa' [lat. ‚ehrenhalber‘] ist eine ehrenhalber
verliehene Auszeichnung einer Universität oder Fakultät) hieß sie nun und war als HC, wie es die Insider
abkürzten, ein angesagter Treff im Viertel.
Auch für das Dr. h.c. ist der Zahn der Zeit nach einigen Jahrzehnten als Totenglocken dahergekommen (2013).
Man kann gespannt sein, wie die neue Oberschicht dem Viertel bekommt und wie sich das
Nachtleben im Viertel entwickelt. Eins ist sicher: Plakativer kann es werden, aber nie wieder so vielschichtig,
so bunt an Menschen.
Mehr zu den Kneipen etc akihart
RIP lieber Norbert Diener
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße