Die Anfänge der Druckerei Blattlaus in Malstatt
Arbeiterselbsthilfe und linke Ideen
Der als "Arbeiterselbsthilfe" bekannte Verein "Hilfe zur Selbsthilfe" in Frankfurt am Main gilt als Pionier der Alternativökonomie
und entstand aus der Sponti-Szene im Jahr 1975. Es waren politisch linksorientierte studentische Wohngemeinschaften, in denen sich eine
Gegenbewegung jenseits des Kapitalismus als Modell für ein sinnhaftes Leben im Zentrum entwickelte.
Die Bewegung war Antreiber einer autonomen linken Gegenkultur und hat auch die Umweltbewegung stark beeinflusst.
Provinzdruck und Blattlaus
Aus dem Arbeiterselbsthilfe-Projekt "Provinzdruck" entstand 1984 in Malstatt die "Blattlaus".
Aus Platzgründen zog die Blattlaus dann bald schon ins Nauwieser Viertel.
Neben der Nauwieserstraße 19 fand man sie in der Försterstraße 15 (Nautilus Bar),
in der Försterstraße 26 (Blumen Apotheke) und auch einige Zeit im Hinterhofgebäude beim Café Schrill, in der Försterstraße 22.
In den ehemaligen Räumen der hier schon alteingesessenen Schreinerei Sander, in der Scheidterstraße 1,
fand man ab 2001 nicht nur das Kunstwerk (Bistro Malzeit) von Lothar Bayer, sondern auch passend dazu die Blattlaus. Wir befinden
uns hier ca 70 Meter Luftlinie vom Nauwieser Viertel entfernt in Distrikt 136 Rotenbühl.
Ab 2011 finden wir die Blattlaus zurück in Malstatt in der Ludwigstraße unweit des ehemaligen Kinos Camera.
Kollektive und Probleme
Das anfängliche Problem, zu wenig Geld zu haben oder das Unternehmen wenig betriebswirtschaftlich zu führen, teilten
die Blattlaus mit anderen selbstverwalteten Betrieben, die man ab den 70ern nicht nur im Viertel finden konnte.
Ob nun
Fahradladen,
Café Jonas (Schrill),
Nauwies 19, Sog-Theater, Blaue Maus, Bingert usw.
Viele von ihnen konnten gerade in den Anfängen nicht kostendeckend arbeiten und bekamen u.a. Hilfe vom Verein Netzwerk Selbsthilfe Saar e.V.
Wesentlicher Aspekt dieser Unternehmungen ist das gemeinsame gleichberechtigte Arbeiten und ein demokratischer
Entscheidungsprozess, bei dem alle die gleichen Stimmrechte haben. Dazu schreiben sie selbst:
"Blattlaus ist der Versuch (...), zu den herkömmlichen traditionellen Betriebsstrukturen eine Alternative zu
schaffen. Eine gleichberechtigte, sozialverantwortliche und ökologische Orientierung soll als Leitfaden für
das Erlangen eines vernünftigen und gerechtfertigten Einkommens dienen. Ein wichtiger Aspekt ist hierbei,
dass es keinen Inhaber im herkömmlichen Sinne gibt, der Geld für sich entnimmt, sondern dass der Betrieb
den Mitarbeitern der Blattlaus gehört. Sie verteilen gemeinsam und einstimmig den erzielten Gewinn."
(Blattlaus Kollektiv, Vertrag 2009, S. 1)
Viele der selbstverwalteten Betriebe im Nauwieser Viertel haben als Kollektiv nicht überlebt.
Die Blattlaus schreibt (31.12.2023): "Der Blattlausverlag wird von uns, der Blattlaus GmbH betrieben.
Wir verstehen uns als Kollektivbetrieb. Das Blattlaus-Kollektiv versucht mit seinem Verlag und seiner Druckerei
eine gleichberechtigte, sozialverantwortliche und ökologische Produktion in die Tat umzusetzen."
(Quelle:
www.blattlausverlag.de )