Das zweite Buch der Bibel "Exodus" (im AT) ist ein zentrales Werk bei Juden und Christen. Es erzählt die Geschichte der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten, angeführt von Mose. Ein zentrales Thema ist der Bund Gottes mit dem Volk Israel, der am Berg Sinai geschlossen wird, nachdem Mose die Zehn Gebote erhält. Der Name "Exodus" bedeutet "Auszug" und bezieht sich auf die Flucht der Israeliten aus Ägypten und die 40 Jahre Wanderung durch die Wüste ins gelobte Land.
"Von der Sklaverei der Schule ins Glück" – so beschrieb der damalige Leiter Martin Bauer die Idee,
der Einrichtung in Trägerschaft des Bistums Trier (römisch-katholisch) den Namen "Exodus" zu geben.
Im übertragenen Sinne sollte das Café Exodus ein "gelobtes Land" nach der Schule sein,
ein Ort, an dem sich jemand Zeit nimmt, den jungen Menschen zuhört und ihnen hilft.
Martin Bauer hat sich in vielfältiger Weise engagiert. Unter anderem setzte er sich intensiv für
die Städtepartnerschaften mit Nantes und Tbilissi ein. Mit seinem Team gestaltete er die
Rockwiese beim Altstadtfest, organisierte Antirassismus-Veranstaltungen, Fotoausstellungen und Konzerte.
Besonders hervorzuheben ist sein Einsatz, dank dem das Café Exodus die Sparmaßnahmen
des Bistums Trier unbeschadet überstand. Martin Bauer war häufig die treibende Kraft,
wenn es darum ging, sich für die Schwachen in der Gesellschaft einzusetzen.
Vor allem aber wird er als ein herzensguter Mensch in Erinnerung bleiben.
Er wurde nur 53 Jahre alt und verstarb überraschend am Mittwochabend, dem 4. November 2015.
Heute, im Jahr 2024 besteht das Exodus seit mittlerweile 30 Jahren und hat sich in dieser Zeit als
wichtiger Jugend-Kultur-Treff etabliert. Das hauptamtliche Team wird von Maximilian Schmitt geleitet.
Vorerst war Hannan Chalabi als pädagogische Fachkraft tätig, seit dem 01.01.2024 ist es Eva-Maria Naumann.
Das Haus in der Johannisstraße 9 wurde schon lange für christliche Zwecke genutzt.
Ab den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts beherbergte es eine Methodistenkirche, eine staatlich anerkannte evangelische
Freikirche. Vor der Nutzung durch das Café befand sich hier im Jahr 1994 noch ein ehemaliger Schalterraum einer Bank.
Die anfängliche Herausforderung bestand darin, sich vorzustellen, dass hier einmal ein lebendiger Treffpunkt
für Jugendliche entstehen könnte. Das erste Büro des Teams befand sich damals noch in der Mainzer Straße im Johannishof.
Von dort aus begann die intensive Arbeit, das Café Exodus zu gestalten und zu organisieren.
Gemeinsam mit zahlreichen Jugendlichen wurde ein einzigartiges Konzept entwickelt,
das bis heute besteht: Mitbestimmung in Form von Arbeitskreisen und anderen Gremien.
Von der Auswahl der Kaffeemaschine über die Gestaltung des Mobiliars bis hin zur
Programmgestaltung – alle Entscheidungen wurden zusammen mit den Jugendlichen getroffen.
Diese Zusammenarbeit machte das Projekt besonders, da es in dieser Form noch keinen vergleichbaren Jugend-Kultur-Treff gab.
In den ersten neun Jahren des Bestehens wurden zahlreiche erlebnisreiche Freizeiten organisiert.
Ob Kanutouren an der Dordogne, Fahrradtouren in der Pfalz, Kletterausflüge in die französischen Alpen
oder politische Diskussionen in Metz – das Angebot war vielfältig und abwechslungsreich.
Auch Musik, Tanz und Theater spielten von Anfang an eine große Rolle, und die Konzerte fanden
zu dieser Zeit noch im Café selbst statt. Stark in Erinnerung geblieben sind auch die legendären
Weihnachtsfeiern und der Besuch einer Gruppe von Aborigines, die ihre Tänze im
Café aufführten – ein unvergessliches Erlebnis.
Das Café Exodus stand und steht bis heute für Kultur, Kreativität, Gemeinschaft und offene Diskussionen.
In den Anfangsjahren stieß man dabei auch hin und wieder auf Widerstand, was das Team jedoch als Ansporn verstand,
gesellschaftliche Themen anzusprechen und zum Nachdenken anzuregen.
So führte beispielsweise die Einladung einer "Schwulen Jugendgruppe" zu kontroversen Reaktionen, die
damals sogar eine Abmahnungsdrohung zur Folge hatte – heute undenkbar.
Im Jahr 2003 gab es Veränderungen im Café Exodus. Eine der Herausforderungen zu dieser Zeit war das Thema Rauchen,
das damals noch erlaubt war. Einige Mitarbeiter wünschten sich eine rauchfreie Umgebung, was zu persönlichen
Entscheidungen führte. Trotzdem bleibt die Zeit im Café Exodus für viele eine unvergessliche Phase,
in der zahlreiche Kontakte geknüpft und wertvolle Kooperationen mit anderen Einrichtungen geschlossen wurden.
Das Café Exodus hat in den vergangenen drei Jahrzehnten viele Menschen geprägt und sich als kultureller Ankerpunkt
etabliert. Am 28. September 2024 feierten sie ihren 30. Geburtstag.
Für das Nauwieser Viertel ist dieses Jugendcafé direkt bei der
Johanneskirche ein Gewinn.
Siehe auch Café Schrill.
Süden: Stephanstraße/Großherzog-Friedrich-Straße
Westen: Dudweiler Straße
Norden: Bahnstrecke zwischen Dudweiler Straße und Martin-Luther-Straße
Osten: Egon-Reinert-Straße